Rettungskreuzer Ikarus - S2 - Saint Domina by Dirk van den Boom (Hrsg.)

Rettungskreuzer Ikarus - S2 - Saint Domina by Dirk van den Boom (Hrsg.)

Autor:Dirk van den Boom (Hrsg.) [Boom, Dirk van den]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Atlantis Verlag
veröffentlicht: 2014-09-17T22:00:00+00:00


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Pronzini fühlte Erleichterung. Erleichterung darüber, daß die Schleuse zwischen den Containern des Explorationsteams und des Quarantänezeltes nicht verschlossen war. Er war verschwitzt, seine Aktivitäten der letzten halben Stunde hatten ihn einen Großteil seiner verbliebenen physischen Kraft gekostet: einen Ersatzraumanzug aus der Befestigung im Materialdepot lösen, ihn anlegen und den Laserschneider zur Hand nehmen – denselben, mit dem er sich die Beinverletzung zugefügt hatte.

Er verschloß die Tür des Containers, durchquerte den kurzen Korridor, die Schleuse und betrat das Quarantänezelt. Seinen letzten Erinnerungen nach hatten die Besatzungsmitglieder der Phönix das Zelt nach dem Ende seiner Behandlung verlassen. Danach hatte Sara Evans das Quarantänezelt betreten und ihn gemeinsam mit Linda Paretsky in sein Quartier gebracht. Da sie erschöpft waren, wollten sie sich anschließend ebenfalls in ihre Quartiere zurückziehen. Dr. Kellermann war im Quarantänezelt zurückgeblieben.

Pronzini hatte nicht einschlafen können und auch nicht einschlafen wollen. In knapp drei Stunden reifte der Entschluß.

Jeder Schritt hatte einen stechenden Schmerz in seinem rechten Bein zur Folge. Seine Verletzungen hatten auf die Standard-Regenerationsverfahren gut angesprochen, die zerstörten Knochen, die durchtrennten Sehnen und Muskeln, die verbrannte Haut waren wiederhergestellt worden. Pronzini wußte natürlich, daß er das Bein noch wenigstens einige Tage schonen mußte. Unter normalen Umständen jedenfalls.

Dr. Kellermann war auf einem Hocker vor dem schmalen Tisch an der Stirnseite des Zeltes zusammengesunken, direkt vor dem Probenbehälter, in dem sich die Lebensformen weiterhin scheinbar unkontrolliert bewegten. Sie nutzten nunmehr auch die obere Hälfte des Probenbehälters aus, und ihr Leuchten schien intensiver geworden zu sein. Pronzini war aber nicht geblendet.

Pronzini bewegte sich auf Kellermann zu. Der untersetzte Mann wachte auf, schrak zusammen, sprang auf und öffnete den Mund, um Pronzini anzuschreien. Pronzini richtete den Laserschneider auf Kellermanns Brust und drückte auf die Auslösetaste. Kellermann brach zusammen und riß im Fallen den Hocker um.

Pronzini schaltete den Laserschneider ab, hielt ihn gegen die Stirnseite des Quarantänezeltes und löste erneut aus. Der Strahl brannte ein zentimetergroßes Loch durch beide Wandungen des Zeltes. Die Atmosphäre des Zeltes und das Giftgas zwischen den Wandungen entwichen zischend. Pronzini brannte weitere Löcher in die Wand des Quarantänezeltes. Er wartete mehrere Minuten ab, bis sich der Innendruck nach seiner Einschätzung dem des Planeten angepaßt hatte, aktivierte nochmals den Laserschneider und schnitt eine mannshohe Öffnung in die linke Seitenwand.

Der Druckausgleich erfolgte schlagartig, war jedoch nicht heftig genug, um Pronzini in Bedrängnis zu bringen. Er warf den Laserschneider beiseite, riß den Probenbehälter vom Tisch und hechtete durch die selbstgeschaffene Öffnung nach draußen. Die Sonne war untergegangen, die zwei kleinen Monde spendeten ein diffuses Licht.

Auf dem lockeren Geröllboden fand der verletzte Fuß Pronzinis keinen Halt. Pronzini fiel auf die Knie, ließ den Probenbehälter fallen und stützte sich mit den Händen ab. Der Aufprall des Probenbehälters wirbelte eine dünne Wolke roten Staubes auf, die Bewegungen der Organismen in einem Innern wurden hektisch. Pronzini atmete schwer. Er ergriff den Probenbehälter und richtete sich auf. Nein, er würde die Geister, die ihm die glücklichsten Stunden seines Lebens beschert hatten, nicht an NEUE WELTEN ausliefern!

Pronzini wandte sich nach rechts und stolperte vorwärts. Nur wenige Meter vor ihm waren neben den Containeraußenwände die vier Rover des Explorationsteams geparkt.



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